Performance by Gin Bahc as a live stream from the Künstlerhaus Schloss Balmoral 2023 | Various media. Performance / variable size ©Jung Jungho
In dieser Ausstellung lässt Gin Bahc ihren Namen weg und verwendet den Namen eines fiktiven,von ihr erfundenen, älteren deutschen Künstlers. Auf der Einladungskarte war anstelle von Gin Bahc der Maler Ernst Baumgartner genannt, der zur Kur in Bad Ems war, und ein Gemälde ausstellte. Dieser Name ist eine direkte Übersetzung ihres koreanischen Namens ins Deutsche. Die Aufzählung der beteiligten Künstler wird durch den Eingriff von Gin Bahc international und maskulin.
Während der Eröffnung nahm Gin Bahc die Rolle des Dienstmädchens von Ernst Baumgartner an. Niemand weiß genau, woher sie kommt – sie tritt auf als unbekannte junge Asiatin. Die Ausstellung ist von Ernst Baumgartner, sie arbeitet in seinem Auftrag daran. Durch ihren Dienst entstehen neue, zufällige Kunstwerke, die keiner Person eindeutig zugeordnet werden können.
Sie trug einen blauen Kittel mit weißer Schürze. Während der Eröffnung wusch sie die von Ernst Baumgartner zur Kur gebrachten Kleidungsstücke. Das blaufarbene Wasser hinterließ Spuren auf den Anziehsachen, den Putzutensilien und auch auf dem Boden, auf dem zum Schutz ein einfaches Papier ausgelegt war. Innerhalb dieser Performance knüpfte Gin Bahc an die Rolle der Direktorin des Hauses und den Kurator der Ausstellung die Handlung aus dem Papier Teile auszuschneiden, zu rahmen und an die Wand zu hängen. Unterschwellig greift so auch diese Handlung, parallel zu der oben geschilderten, das Übergehen einer Person, die Aneignung einer Arbeit, der Konsum und die Vermarktung von Kunst, dessen Institutionalisierung und eine sichtbare Verteilung von Rollen- und Machtverhältnissen auf.
In ihrer Arbeitsweise bedient sich Gin Bahc einer unterschwelligen und perfiden Art, wie sie als Verhaltensmuster und Kommunikationsstrategie vor allem im Kunstkontext nicht unüblich ist, und spiegelt diese. So erarbeitet und performt Gin Bahc vielschichtige Handlungen, die sowohl ihre persönliche Situation als auch allgemeine, aktuelle Debatten – nicht nur innerhalb der Kunst – einschließt.